5/10 – Der älteste Jungjäger
Jährlich im Frühjahr findet im Schloss Magaregg bei Klagenfurt die Kärntner Jagdprüfung statt. Langwierig ist die Vorbereitung zur „grünen Matura“, fast ein Jahr dauern allein die Kurse.
Umso beachtlicher, dass Mag. Kurt Schönfelder sich mit seinen fast 75 Jahren diesen Aufwand angetan und die Jagdprüfung abgelegt hat.
Umgangreich waren seine Lerngebiete:
Die Kenntnisse der Gesetze – Jagd-, Waffen- und Naturschutzgesetz sowie die vielfältigen Verordnungen zum Pflanzen- und Tierschutz des Landes Kärnten – waren selbstverständlich Grundvoraussetzung.
In der Wildkunde und Wildökologie erfuhr Kurt alles über Gattungen, Habitate, Lebensweise, Fortpflanzung und Krankheiten von unseren heimischen Wildtieren:
Das Rot-, Reh- und Gamswild, aber auch die Steinböcke, Mufflone und Damhirschen wurden erarbeitet, die Wildschweine, alle Hasen und Nager, Raubtiere wie Fuchs, Dachs, Marder, Iltis und Wiesel, und natürlich auch die riesige Gruppe des Federwildes, all die Wildenten, Wildgänse, Säger, Taucher, Stelz- und Reihervögel, die Raufuß- und die Feldhühner, die Rabenvögel, die Tauben, Drosseln, Spechte, alle Arten von Taggreifvögeln und Eulen…
Rauschchaos in einer Schwarzwildrotte? Schnepfendreck, Lippengrind und Moderhinke, Sturzmauser, Himmelsziege und Sonnenbalz, Luderschacht, Dachsabort und Ausneuen, Burgfrieden und Brudermord, Wurdlfedern, Balzrosen und Trappenbart, Rauschzeit, Ranzzeit, Rauhzeit, Reihzeit, Bärzeit, Blattzeit, Brunft … endlos ist die Liste ….
Hand in Hand geht damit natürlich das Wissen um die Ökologie, das komplexe Zusammenwirken und labile Gleichgewicht der Biotope, die Wichtigkeit von morschen Bäumen, Käfer, Bienen, Insekten, Ameisenpuppen und Kleinstlebewesen. Denn alles ist voneinander abhängig. Daher musste Kurt auch die Grundzüge der Land- und Forstwirtschaft wissen: Worauf muss man bei einem Forst achten und was kann man für eine gute Entwicklung des Waldes und Wildes tun? Wie verhindert man eine Schwarzbrache? Welches Saatgut nimmt man für eine Böschungsbegrünung? Alle unsere Bäume, Sträucher und Pflanzen musste er auf Grund von vorgelegten Zweigen, Blättern oder Früchten erkennen und können. Jagdbetrieb, die Hege des Wildes, Anlegen von Hecken und Schütten, Wildäckern, Remisen, etc., all die Maßnahmen, dass sich auch Hase und Reh erfreun.
Fast eine Selbstverständlichkeit ist natürlich das genaue Wissen um den treuesten Freund des Menschen, des Hundes: Jagdhunderassen, Merkmale, Verwendung, Zucht, Pflege, Krankheiten, Unterbringung, Ernährung und vor allem der richtige Umgang mit unseren Lumpis.
Auch über Waffen musste Kurt Bescheid wissen; nicht nur Aufbau, Technik und Arten, vor allem der sichere Umgang mit Büchse und Flinte wurde unterrichtet. Die Büchsenmacher HTL in Ferlach – übrigens die einzige in ganz Europa – stellt die Lehrer; eine alte Handwerkszunft gepaart mit höchstem technischen Können, wir Kärntner können wahrlich stolz auf unsere „Ferlacher“ sein.
Wildfleisch ist nicht nur ein schmackhaftes Fleisch, es ist vor allem ein gesundes, denn unserer Wild lebt frei und nicht gefangen in Ställen und Käfigen und wird nicht mit Antibiotika oder Wachstumsbeschleunigern vollgespritzt; immer mehr Menschen schätzen diese Qualität. Wissen um die Wildbrethygiene steht an oberster Stelle!
Man glaubt gar nicht, wie vielfältig unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt ist, und wie bedroht sie leider durch Monokulturen, aber auch Zersiedelung und ständige Störungen durch den Menschen ist. Als Städter verliert man leider allzu leicht den Bezug zur Natur.
Anstrengend und langwierig ist die Jagdprüfung in Kärnten, aber hochinteressant und wissenswert.
Das Steuerbüro Dr. Schönfelder gratuliert dem ältesten Jungjäger Kurt aufs Herzlichste mit einem kräftigen Waidmannsheil!