9/21 – Im Zauberwald
Man wandert auf der Alm dahin.
Doch plötzlich scheinen die Bäume dichter, grüner zu werden, die Gräser immer höher. Ein verfallener Steg führt über einen dahin gurgelnden glucksenden Bach. Immer enger wird der Pfad, immer höher die Blumen und Kräuter, man sieht kaum mehr darüber. Der Duft nach nasser Erde, Moder, süßen Blüten wird vordringlicher. Völlige Stille herrscht. Das Rauschen des Wasserfalls am Weganfang ist längst verklungen. Farne ranken hoch, alte Baumstämme liegen quer, Wurzeln ragen aus dem Erdreich.
Immer noch Stille.
Ein eigenartiges Gefühl herrscht, legt sich über die Vernunft. Suchend blickt man umher, erwartet fast Elfen hinter sich zu sehen, oder doch dort vorne, da huschte doch etwas vorbei?
Man hat einen Zauberwald betreten.
Man fühlt sich glücklich, leicht, staunt wie einst als Kind. Immer noch Stille.
Die Erinnerungen an irische Elfenmärchen vermischen sich mit der leicht beängstigenden Frage, ob man aus diesem gefährlich schönen Zauberwald jemals wieder rauskommen wird …. und wenn, ob dann hunderte Jahre vergangen sind?
Immer noch Stille. Die Zeit tropft dahin zäh wie Honig. Obwohl die eigene Vernunft einen ob solcher Gedanken schilt, wünscht man sich fast, in diesem Wald für immer verloren zu sein.
Plötzlich Geräusche, Stimmen, Rufe, Menschen, der Wanderweg. Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Es tut richtiggehend weh.
Wer hätte gedacht, dass es inmitten unserer überlaufenen, zivilisierten, lauten Welt noch solch verzauberte Orte gibt? Wehmütig wandere ich weiter, die Erinnerung daran als kostbares Gut tief im Herzen verwahrt.