8/19 – Hoke’s Bahnhofsfresken
Es war 1956 – unsere Seniorchefin Gerti besuchte die HAK – als in Klagenfurt die neuen Bahnhofsfresken von Giselbert Hoke enthüllt wurden.
Ein Skandal sondergleichen!
Die Zeitungen überschlugen sich mit Berichten und Spottgedichten, die Leute schimpften, der Bevölkerung war das zu viel und einfach bei Weitem zu modern. Es wurden Unterschriftenlisten gegen die „verabscheuungswürdigen“ Fresken gesammelt, eine Demonstration zum Bahnhof fand statt, sogar die Zerstörung derselben wurde gefordert.
In der HAK fragten die Schülerinnen jeden Lehrer oder Lehrerin zu Unterrichtsbeginn, was sie von den Fresken hielten – und so wurde dann die ganze Stunde darüber diskutiert, was die Jugendlichen naturgemäß sehr freute.
Ihr Geschichteprofessor Dr. Maderner machte mit der Klasse eine Exkursion zum Bahnhof. Er war wohl einer der Wenigen, der das Kunstwerk schon damals zu schätzen wusste.
Denn Giselbert Hoke sah tiefer. Für ihn war der Bahnhof nicht bloß ein zweckdienlicher Ort zum Befördern von Menschen und Gütern, einen solchen kann man bestenfalls dekorieren. Für Hoke war der Bahnhof ein Lebensnerv der Gesellschaft, ein Ort, an dem Reisende voller Hoffnung, Lust, Zwang, Angst unterwegs sind – daher kann man mit unbegrenzter künstlerischer Kreativität zum Wesenskern des Menschen vordringen.
Am Ende der Rolltreppe gibt es heute Informationstafeln zu Giselbert Hoke, zu den Fresken und natürlich zu diesem ersten Kulturskandal der zweiten Republik. Höchst interessant!
Mithilfe dieser Rolltreppe kann man außerdem bequem die Fresken aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, sozusagen in sie „hineinfallen“, seien es die Szenen um den Pferdewagen oder die einzelnen Menschenschicksale.
63 Jahre nach seiner Enthüllung ist das Kunstwerk aktueller denn je. EinWerk, das wohl das am meisten ignorierte in Österreich sein dürfte, immerhin laufen jährlich zig Hunderttausende Passanten daran vorbei, ohne auch nur halbwegs bewusst hinzuschauen.
Doch wir nicht – findet Ihr Steuerbüro Dr. Schönfelder!