10/06- Der Granatapfel

Es ist Herbst. Die letzten Früchte reifen und türmen sich auf den Ständen am Benediktinermarkt.

Nun sind auch wieder vermehrt die Granatäpfel zu finden, die befremdlich und gleichzeitig auch faszinierend anmuten. Kein Wunder, ist im Osten der Granatapfel doch schon seit jeher das Sinnbild der Unsterblichkeit. Es heißt, dass er als Baum des Lebens schon im Paradies stand. Seine Blüten gelten als Symbol der Liebe, sein prallrotes Fruchtfleisch verkörpert Sinnlichkeit, Fruchtbarkeit und Kraft.

Es war wegen eines Granatapfels, dass Demeter, die griechische Göttin der Fruchtbarkeit der Erde und des Getreides, ihre Tochter Persephone an Hades, den Gott der Unterwelt verlor. Hades verliebte sich in Persephone, da er aber wusste, dass diese nicht freiwillig in die sonnenlose Unterwelt gehen würde, raubte er sie kurzerhand. Demeter war ob der Entführung ihrer Tochter entsetzt und verließ den Olymp. Die Pflanzen sprießten auf ihr Geheiß nicht mehr und schon bald war alles Land verödet. Zeus, gedrängt von den anderen Göttern, bestimmte daraufhin, dass Persephone zu ihrer Mutter zurückkehren könne, aber nur, wenn sie in der Unterwelt noch nichts gegessen hat. Es stellte sich jedoch heraus, dass Persephone ein paar Kerne des Granatapfels zu sich genommen hatte, während sie in der Unterwelt weilte. Hades bestand somit darauf, dass sie bleiben müsse. Ein paar Kerne könne man aber schwerlich als ordentliches Essen bezeichnen, und so einigte man sich nach zähen Verhandlungen darauf, dass Persephone ein Drittel des Jahres mit Hades in der Unterwelt regiert; das ist die unfruchtbare Zeit der Erde. Die anderen zwei Drittel ist Persephone bei ihrer Mutter auf der Erde und alles blüht und gedeiht. Persephone ist die Göttin der Toten, der Unterwelt, aber auch der Fruchtbarkeit, wie auch der Granatapfel ihr Symbol ist und daher für Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit steht.

Und war es nicht ein Granatapfel, der letztlich den trojanischen Krieg auslöste? Eris, die Göttin der Zwietracht, war bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis als einzige nicht eingeladen worden – wohl aus verständlichen Gründen. Beleidigt wirft sie einen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“ unter die feiernden Götter. Daraufhin kommt es zum Streit zwischen Aphrodite, Pallas Athene und Hera, die jede den Apfel für sich beansprucht.  Zeus als oberster olympischer Richter zieht sich geschickt aus der Klemme und bestimmt Paris, den verstoßenen Sohn des Königs von Troja, Priamos, und der Hekabe als Schiedsrichter. Hera verspricht Paris Macht, Athene verspricht ihm Weisheit, Aphrodite Liebe. Aphrodite entscheidet das Urteil letztlich für sich und bekommt den begehrten goldenen Granatapfel, indem sie Paris die schönste Frau der damaligen Welt verspricht, Helena. Die ist jedoch schon vergeben und mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet. Dieses Ereignis und der daraus resultierende Raub der Helena gilt als  mythologischer Auslöser des Trojanischen Krieges.

Auch war die Frucht des Baums der Erkenntnis in der biblischen Schöpfungsgeschichte wohl ursprünglich ein Granatapfel. Ab dem christlichen Mittelalter wurde der Granatapfel zum Symbol der Maria und als Reichsapfel zum Symbol der Herrschertugend.

Der „punische Apfel“ (Punica granatum) besitzt keine direkten botanischen Verwandten und ist daher nicht nur biologisch eine einzigartige Frucht. Reich an Vitamin C und wohl auch anderen Säften hilft er über den kalten Winter.

Das Steuerbüro Dr. Schönfelder wünscht Ihnen einen fruchtbaren Herbst und reichliche Obstgenüsse.