3/07 – Platonische Körper

Es gibt steinzeitliche Funde, die nicht erklärbar sind. Verstreut in ganz Schottland findet man hunderte Steinbälle, davon viele aus Granit, ein für den Steinzeitmenschen schwer und zeitaufwendig zu bearbeitendes Gestein. Diese bemerkenswerten mathematischen Körper liegen in einer Schublade der prähistorischen Abteilung des Ashmolean Museums in Oxford.  Das Besondere an ihnen ist, dass sie genaue regelmäßige mathematische Symmetrien aufweisen. Mehr als tausend Jahre vor Plato oder Pythagoras stellen sie exakt die fünf platonischen Körper – Tetraeder, Würfel, Oktaeder, Dodekaeder und Ikosaeder – dar.

Für Plato wie auch für die Pythagoräer ließ sich das Universum durch die Mathematik und die Geometrie erfassen. Laut Plato sind die essentiellen Beziehungen zwischen den Phänomenen durch spezielle Dreiecke darstellbar und zeigen damit die ästhetische Ordnung innerhalb der Schöpfung und des Kosmos.

Die Konstruktion der fünf platonischen Körper erfordert ein höchst fundiertes Wissen der Geometrie und der dreidimensionalen Raumstruktur. Eigentlich dürfte es diese Steinfunde gar nicht geben. Das Dodekaeder wurde ja angeblich erst an die 1000 Jahre später entdeckt; einer der Pythagoräer wurde deshalb sogar ertränkt, weil er dieses Wissen öffentlich verkündet und nicht geheimgehalten hatte.

Wie aber auch der Fund der Himmelsscheibe von Nebra beweist, war der angeblich barbarische Jungsteinzeitmensch Europas doch nicht so primitiv und zeigt u.a. profunde Kenntnisse einer Geometrie, die es erst tausend Jahre später geben dürfte.